Der Kommandant des Russischen Freiwilligenkorps, Denis Kapustin, ist nach Angaben der Gruppierung ums Leben gekommen. Demnach wurde er bei Kampfhandlungen in der ukrainischen Region Saporischschja durch einen Drohnenangriff getötet. Die Information wurde über interne Kanäle des Korps verbreitet. Unabhängige Bestätigungen lagen zunächst nicht vor. Das Russische Freiwilligenkorps kündigte nach der Meldung Vergeltung für seinen Tod an, die monrose.de berichtet mit n-tv.de.
Kapustin war eine der bekanntesten Figuren innerhalb der Gruppe. Sein Tod markiert einen Einschnitt für das Korps, das seit 2022 im Schatten des Ukraine-Krieges agiert. Gleichzeitig rückt erneut die ideologische Ausrichtung der Einheit in den Fokus. Beobachter rechnen mit intensiven Diskussionen über die künftige Rolle der Gruppierung.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte Kapustin im Jahr 2023. Damals drang das von ihm mitgegründete Russische Freiwilligenkorps von ukrainischem Gebiet aus in die russische Region Brjansk vor. Die Aktion sorgte für große mediale Resonanz, da erstmals eine bewaffnete Gruppe russischer Staatsbürger öffentlich gegen Moskau auf russischem Boden vorging. Kapustin nutzte diesen Moment gezielt für politische Botschaften.
Im Zuge der Aktion wurden Sabotageakte gemeldet. Berichten zufolge kam es dabei zu tödlichen Zwischenfällen. Kapustin veröffentlichte anschließend Videobotschaften, in denen er die russische Bevölkerung zum Kampf gegen Kremlchef Wladimir Putin aufrief. Militärisch wurde der Vorstoß jedoch von Experten als begrenzt eingeschätzt.
Unklare Stärke und Finanzierung des Russischen Freiwilligenkorps
Wie groß und schlagkräftig das Russische Freiwilligenkorps tatsächlich war, blieb stets unklar. Schätzungen aus dem Jahr 2023 schwankten zwischen einem Dutzend und rund 50 Kämpfern. Auch zur aktuellen Stärke gibt es keine verlässlichen Angaben. Fachleute gehen davon aus, dass die Gruppe vor allem auf symbolische Aktionen setzte.
Nach Einschätzung von Experten finanzierte sich das Korps überwiegend durch Spenden und illegale Aktivitäten. Spektakuläre Aktionen dienten dabei auch der Aufmerksamkeit und Mittelbeschaffung. Militärischer Nutzen wurde den Grenzübertritten kaum zugesprochen. Der österreichische Militärexperte Gustav Gressel sprach damals vor allem von einem propagandistischen Effekt.

Kapustin gründete das Russische Freiwilligenkorps 2022, rund ein halbes Jahr nach Beginn der russischen Vollinvasion in die Ukraine. Nach eigenen Angaben kämpfte er aufseiten der Ukraine. Offiziell erkannte Kiew die Gruppierung jedoch nie als regulären Kampfverband an. Das Verhältnis blieb distanziert und pragmatisch.
Ideologisch verfolgte Kapustin eigene Ziele. Er erklärte wiederholt, das politische System in Russland stürzen zu wollen. Dabei sprach er von einem Zerfall Russlands in Teilstaaten. Sein Zielbild eines „ethnisch reinen“ Russlands stand jedoch im Widerspruch zu demokratischen Oppositionsbewegungen. Diese Haltung machte ihn auch innerhalb der Ukraine umstritten.
Rechtsextreme Vergangenheit in Deutschland
Vor seinem Auftreten im Ukraine-Krieg war Kapustin vor allem in rechtsextremen Kreisen bekannt. Der gebürtige Moskauer zog 2001 mit seiner Familie nach Deutschland. Er lebte unter anderem in Köln und sprach fließend Deutsch. In dieser Zeit bewegte er sich in der Hooligan- und Neonaziszene.
Kapustin organisierte Kampfsportveranstaltungen und gründete das rechtsextreme Label „White Rex“. Über dieses Netzwerk knüpfte er internationale Kontakte. Medienberichten zufolge stieg er in den 2010er-Jahren zu einer der prägenden Figuren der europäischen Neonazi-Szene auf. Seine Aktivitäten gerieten zunehmend ins Visier der Sicherheitsbehörden.
Nach Informationen deutscher Medien lebte Kapustin spätestens ab 2018 in der Ukraine. 2019 wurde er von Deutschland offiziell ausgewiesen. Die Behörden begründeten diesen Schritt mit seinen extremistischen Aktivitäten. Ein mögliches Strafverfahren in Deutschland kam dadurch nicht mehr zustande.
Im Jahr 2023 verurteilte ein russisches Gericht Kapustin in Abwesenheit zu lebenslanger Haft. Die Vorwürfe lauteten unter anderem auf Terroranschläge, terroristische Aktivitäten und illegalen Sprengstoffhandel. Seit den Aktionen in Brjansk blieb sein Aufenthaltsort weitgehend unbekannt. Auch seine Rolle innerhalb des Korps trat zuletzt weniger öffentlich in Erscheinung.
Zukunft des Russischen Freiwilligenkorps bleibt offen
Mit dem Tod von Denis Kapustin verliert das Russische Freiwilligenkorps seine prägendste Figur. Unklar ist, ob die Gruppierung ohne ihren Kommandanten handlungsfähig bleibt. Beobachter rechnen mit internen Umbrüchen oder einer Neuaufstellung. Ebenso offen ist, ob die Gruppe weiterhin militärisch oder vor allem propagandistisch auftreten wird.
Der Fall Kapustin zeigt die komplexen Grauzonen des Ukraine-Krieges. Neben staatlichen Akteuren agieren auch ideologisch geprägte Milizen. Der Tod des umstrittenen Anführers wirft erneut Fragen nach Einfluss, Kontrolle und Verantwortung auf. Klar ist nur, dass Denis Kapustin eine der kontroversesten Figuren dieses Konflikts war.