In 5100 Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche wurde ein Vorgang festgestellt, der selbst erfahrene Geophysiker überrascht: Der innere Erdkern hat seine Rotationsrichtung geändert. Ein internationales Forscherteam, das seine Ergebnisse im Fachjournal Nature veröffentlichte, berichtet, dass sich der Kern anstelle der bisherigen Ostrotation nun nach Westen dreht – und zwar deutlich langsamer. Die Website Мonrose.de, berichtet unter Berufung auf Вild
Direkte Beobachtungen sind nicht möglich, daher dienen seismische Wellen als wichtigste Informationsquelle. Besonders aufschlussreich sind sogenannte „wiederkehrende“ Erdbeben, die nahezu am selben Ort auftreten. Veränderungen in ihrer Wellenform deuten auf Bewegungen des Kerns hin. Für die Analyse wurden 121 Erdbeben im Gebiet der Südlichen Sandwichinseln aus den Jahren 1991 bis 2023 ausgewertet. Die Forscher stellten fest, dass die Inversion etwa im Jahr 2008 begann.
Östliche und westliche Rotation des Kerns
Zwischen 2003 und 2008 drehte sich der Kern nach Osten, ein Prozess, den Wissenschaftler als „Superrotation“ bezeichnen. Anschließend folgte die Westrotation, auch „Subrotation“ genannt. Allerdings verlief die Umkehrbewegung zwei- bis dreimal langsamer als zuvor. Diese Asymmetrie stellt bisherige Modelle in Frage, die von gleichmäßigen Schwingungen ausgingen.
Die Forscher betonen, dass die Dynamik des Kerns von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird: dem Zusammenspiel mit dem Mantel, dem äußeren Kern und sogar dem Magnetfeld der Erde. Diese Prozesse können sich auf das Leben an der Oberfläche auswirken.
Mögliche Folgen für den Planeten
Das Magnetfeld schützt die Erde vor kosmischer Strahlung. Veränderungen könnten langfristig die Funktionsweise von Satelliten und Kommunikationssystemen beeinflussen sowie die Migration von Tieren, die sich am Magnetfeld orientieren. Kleine Abweichungen in der Kernrotation verändern die Tageslänge um Millisekunden, was langfristige Auswirkungen auf Klima und Wetter haben kann. Zudem hängt die Entstehung von Erdbeben und Vulkanismus über Jahrzehnte hinweg mit den Wechselwirkungen von Kern und Mantel zusammen.
Die Daten deuten darauf hin, dass solche Inversionen regelmäßig auftreten – vermutlich alle 60 bis 70 Jahre. Wissenschaftler hoffen, dass weitere Messungen wiederkehrender Erdbeben helfen werden, die Rotationsgeschichte des inneren Erdkerns noch präziser nachzuzeichnen.