Die Veröffentlichung der Ermittlungsakten zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat in den USA hohe Erwartungen geweckt. Opfer, Abgeordnete und Teile der Öffentlichkeit hofften auf umfassende Aufklärung. Das US-Justizministerium stellte zwar zehntausende Seiten zur Verfügung, doch viele Inhalte sind nur eingeschränkt nutzbar. Zahlreiche Dokumente wurden vollständig oder teilweise geschwärzt, was schnell neue Zweifel auslöste, die monrose.de berichtet mit t-online.de.
Gesetzliche Pflicht, aber unvollständige Offenlegung
Die Freigabe der Akten erfolgte auf Grundlage eines vom Kongress verabschiedeten Transparenzgesetzes. Dieses verpflichtet die Behörden, nicht klassifizierte Unterlagen öffentlich zugänglich zu machen. Zwar wurden mehr als 100.000 Seiten veröffentlicht, doch laut Einschätzungen von Abgeordneten stellt dies nur einen kleinen Teil des vorhandenen Materials dar. Insgesamt soll der Aktenbestand mehrere hundert Gigabyte umfassen, von denen bisher nur ein Bruchteil einsehbar ist.
Besonders auffällig sind die umfangreichen Schwärzungen innerhalb der Akten. In einigen Fällen wurden ganze Protokolle nahezu unlesbar gemacht, darunter auch Aussagen aus Grand-Jury-Verfahren. Kritiker bemängeln, dass viele Seiten lediglich Datum und Uhrzeit enthalten. Vertreter beider Parteien im US-Kongress sehen darin einen Verstoß gegen Sinn und Zweck des Transparenzgesetzes.

Uneinheitliche Bearbeitung der Dokumente
Zusätzliche Kritik entzündet sich an der inkonsistenten Schwärzungspraxis. Teilweise tauchen identische Fotos oder Dokumente in unterschiedlichen Versionen auf. Während auf einem Bild Gesichter unkenntlich gemacht wurden, sind sie auf anderen Aufnahmen klar erkennbar. Auch Namen wurden nicht durchgehend einheitlich behandelt, was Fragen zur Sorgfalt des Prüfverfahrens aufwirft.
Bislang wurden zahlreiche entscheidende Dokumente nicht veröffentlicht. Dazu gehören Finanzunterlagen, interne Vermerke der Staatsanwaltschaft sowie E-Mail-Kommunikation innerhalb des Justizministeriums. Auch detaillierte Auswertungen von Durchsuchungen in Epsteins Anwesen fehlen bislang. Ohne diese Informationen bleibt unklar, welche Netzwerke und Geldflüsse möglicherweise existierten.
Politische Dimension und prominente Namen
Auffällig ist die ungleiche Präsenz bekannter Persönlichkeiten in den freigegebenen Akten. Der amtierende US-Präsident Donald Trump wird nur vereinzelt erwähnt, meist in bereits bekannten Zusammenhängen. Dagegen taucht der frühere Präsident Bill Clinton häufiger auf, unter anderem auf Fotos ohne erklärenden Kontext. Vertreter Clintons kritisierten die Veröffentlichung dieser Bilder als politisch motiviert.
Das Justizministerium verweist darauf, dass der Schutz der Opfer oberste Priorität habe. Nach Angaben der Behörde wurden mehr als 1.200 Betroffene oder deren Angehörige identifiziert. Viele Schwärzungen seien notwendig, um Persönlichkeitsrechte zu wahren und laufende Prüfungen nicht zu gefährden. Gleichzeitig räumte das Ministerium ein, dass Zeitdruck und Datenmenge Fehler begünstigt haben könnten.
Regierungsvertreter kündigten an, in den kommenden Wochen weitere Dokumente zu veröffentlichen. Konkrete Termine wurden jedoch nicht genannt. Gesetzgeber schätzen, dass bislang nur rund zehn Prozent des Materials öffentlich zugänglich sind. Ob die angekündigten Nachlieferungen die offenen Fragen beantworten werden, bleibt vorerst unklar.