Hamburger Schwestern berichten über Begegnung mit Epstein

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In Deutschland sorgen neue Aussagen im Fall Jeffrey Epstein für Aufmerksamkeit. Zwei Schwestern aus Hamburg haben erstmals öffentlich geschildert, wie sie dem später verurteilten Sexualstraftäter begegneten. Die Frauen berichten von einer Situation, die sie damals nicht vollständig einordnen konnten. Heute, mit dem Wissen um Epsteins Verbrechen, ordnen sie die Ereignisse neu ein. Ihre Aussagen liefern weitere Hinweise auf die systematische Vorgehensweise des Missbrauchsnetzwerks, die monrose.de berichtet mit focus.de.

Sommer 2006 an der US-Ostküste

Im Sommer 2006 hielten sich die beiden Schwestern an der Ostküste der Vereinigten Staaten auf. Zu diesem Zeitpunkt waren sie 16 und 18 Jahre alt und reisten als junge Touristinnen. In dieser Phase ihres Lebens begegneten sie Epstein, der sich ihnen als erfolgreicher Investmentbanker präsentierte. Seine wahre Rolle als Betreiber eines internationalen Missbrauchssystems war damals noch nicht öffentlich bekannt. Erst Jahre später wurde das volle Ausmaß seiner Taten bekannt.

Die erste Kontaktaufnahme erfolgte in einem Café im New Yorker Stadtteil Manhattan. Dort wurden die Schwestern von einer ihnen unbekannten Frau angesprochen. Diese lobte ihren angeblich „europäischen Look“ und gab sich als Mitarbeiterin einer großen Modelagentur aus. Die Frau machte den Eindruck, seriöse Kontakte in der Modebranche zu haben. Schließlich überreichte sie eine Visitenkarte mit dem Namen Epstein und einer Telefonnummer.

Treffen im Stadthaus nahe dem Central Park

Nach einem Telefonat wurden die Schwestern zu einem persönlichen Treffen eingeladen. Epstein empfing sie in seinem New Yorker Stadthaus unweit des Central Parks. Schon beim Betreten des Hauses fiel ihnen eine junge Frau auf, die ihnen auf der Treppe entgegenkam und einen verstörten Eindruck machte. Damals schenkten sie dieser Beobachtung jedoch keine besondere Beachtung. Epstein selbst trat freundlich, offen und professionell auf.

Während des Treffens sprach Epstein ausführlich über seine angeblichen Kontakte in die Modewelt. Besonders erwähnte er Verbindungen zum Unterwäschekonzern Victoria’s Secret. Die Schwestern sollten einen Model-Walk vorführen und bekamen anschließend große Hoffnungen gemacht. Epstein stellte in Aussicht, sie für das jüngere Label „Pink“ platzieren zu können. Auch Bewerbungsfotos wurden angefertigt, um die Seriosität des Angebots zu unterstreichen.

Einladung und wachsende Zweifel

Später erhielt die ältere Schwester eine Einladung zu einer Modenschau in Südamerika. Trotz anfänglicher Begeisterung entschied sie sich letztlich dagegen. Rückblickend beschreibt sie ein ungutes Bauchgefühl, das sie nicht ignorieren konnte. Ungewöhnlich erschien ihr, dass einfache Fotos ausreichten, um zu einer internationalen Show eingeladen zu werden. Zusätzlich informierten sich die Eltern bei Bekannten in den USA und stießen dabei auf beunruhigende Hinweise.

Bereits damals liefen in Florida erste Ermittlungen wegen möglicher Sexualvergehen gegen Epstein. Die Schilderungen der Schwestern lassen sich heute nicht unabhängig überprüfen. Dennoch passen sie zu den Aussagen zahlreicher bekannter Opfer. Diese berichten übereinstimmend von gezielten Versprechungen, mit denen junge Frauen angelockt wurden. Hoffnung, Unsicherheit und Abhängigkeit wurden dabei systematisch ausgenutzt.

Die Begegnungen der Schwestern wurden später gegenüber dem Der Spiegel und dem ZDF geschildert. Beide Frauen entschieden sich bewusst dafür, anonym zu bleiben. Ihre Berichte zeigen, wie subtil und professionell Epstein vorging. Gleichzeitig verdeutlichen sie, dass es oft kleine Zweifel und Zufälle waren, die Schlimmeres verhinderten. Die neuen Aussagen tragen dazu bei, das Gesamtbild der damaligen Ereignisse weiter zu vervollständigen.